26.-29. Juli:Dresden
Tag 1:
Die Kernobstlehrfahrt des Netzwerks junger Obstbauern e.V. führte im August 2018 nach Dresden und Umgebung. Gleich zu Beginn stand eine Betriebsbesichtigung auf dem Programm: der Obsthof Am Süßen See. In dem 230 Hektar großen Betrieb werden die Kulturen Apfel, Pflaume, Aprikose, Süß- und Sauerkirsche sowie Wein angebaut. Während im Apfelanbau die Sorten ´Evelina`, ´Elstar` und die ´Jonagold`-Gruppe überwiegen, wird bei den Süßkirschen hauptsächlich ´Kordia` angebaut. Wegen der verschiedenen Höhenlagen der Plantagen ist der Erntetermin bei den Süßkirschen nicht einheitlich. Durch die günstige Lage kann das Wasser für die Bewässerung – wenn auch in begrenzter Menge – direkt aus dem See entnommen werden. Ein Teil der bis zu 3,20 m hohen Apfelbäume steht testweise unter Hagelnetzen verschiedener Farben. Die Vermarktung erfolgt neben Groß- und Lebensmitteleinzelhandel (LEH) auch über den eigenen Hofladen. Einen besonderen Blick über die Plantagen konnte die Gruppe vom neuen Aussichtsturm genießen, den der Obsthof mit finanzieller Unterstützung durch die Europäische Union in Aseleben hat errichten lassen. Der Turm steht in einem Naturschutzgebiet und ist öffentlich zugänglich. Langfristig soll hier unter anderem ein Obstlehrpfad entstehen
Nachmittags ging es für die Gruppe weiter auf Gut Pesterwitz, einem Familienbetrieb am Rande Dresdens. Hier steht seit einiger Zeit der Anbau von Obst, Wein und Weihnachtsbäumen im Mittelpunkt. Wegen der ausschließlichen Selbstvermarktung über Stände, Hofladen und Selbstpflücke wird auf ein breites Angebot mit langen Erntezeiträumen hingearbeitet. Das Angebot an Äpfeln umfasst deshalb bereits um die 30 Sorten. Bereits seit 2000 arbeitet der Betrieb mit Hagelschutznetzen. Außerdem werden Süß- und Sauerkirschen sowie Erdbeeren im Freiland und im Tunnel angebaut. Besonders stolz ist man auf Gut Pesterwitz auf den Weinbau, der 1997 wieder aufgenommen wurde. Zehn verschiedene Rebsorten umfasst das Angebot inzwischen, darunter auch der nur in der Region vorkommende Goldriesling. Neben Führungen, Rundgängen und Weinverkostungen hat sich das Gut insbesondere auch durch Après-Ski-Partys einen Namen gemacht. Und so endete dieser erste Tag mit einem Abendessen und einer Weinverkostung im schönen Gewölbekeller des Gutes.
Tag 2:
Passend zu den gestern gesehenen Hagelschutzanlagen berichtete Christian Kröling vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) unter anderem über Forschungsprojekte in dem Bereich. Etwa 10 % der sächsischen Obstanbaufläche seien demnach bereits mit Hagelschutznetzen abgedeckt. Im Anschluss daran führte Dr. Andreas Peil durch das ebenfalls dort gelegene Julius Kühn-Institut (JKI). Dr. Peil erläuterte sowohl das Aufgabengebiet des JKI als auch die Schwerpunkte in der Obstbau-Forschung. Einen großen Teil davon nimmt die Züchtung widerstandsfähiger Apfelsorten ein. Diese zeichneten sich gleichzeitig durch einen guten Geschmack, eine gute Haltbarkeit sowie die Robustheit gegenüber Schaderregern und Klimaänderungen aus. Ebenfalls wichtig: die Feuerbrand-Bekämpfung, insbesondere im Birnen-Anbau. Während Dr. Peil durch die Obstanlagen führte, erläuterte er verschiedene aktuelle Züchtungsversuche. Die Gruppe war besonders angetan vom Wild-Apfel-Quartier mit den verschiedenen Wild-Apfel-Sorten. Im Labor berichtete Dr. Peil dann auch von der Obst-Genbank, die inzwischen tausende unterschiedliche Muster heimischer und wilder Obstarten umfasst.
Weiter ging es bei der Erzeugergemeinschaft Borthener Obst e.G., einem Produzenten der veos Vertriebsgesellschaft für Obst mbH Dresden. Hier beeindruckten unter anderem die große Sortieranlage und das neue Lagersystem. Eine Besonderheit der Obstfarm Borthen Wedler & Höhler GbR: Hier werden die Großkisten nur an den Vorgewenden aufgestellt. Die Erntehelfer gehen mit Pflückeimern durch die Gassen und bringen die Äpfel jeweils zum Vorgewende. Der gelungene Tag endete mit einer Stadtführung und einem gemeinsamen Abendessen – ein guter Mix aus Geschichte, Kultur und fröhlichem Ausklang.
Tag 3:
Der Betrieb Obstbau Michael Görnitz wird seit 2008 ausschließlich familiär geführt. Der Fokus liegt dort auf dem Anbau von Aronia, die Flächen bilden inzwischen das größte zusammenhängende Anbaugebiet. Entsprechend bietet der Betrieb Anbauplanung und -beratung insbesondere auch für Aronia an. Der Vertrieb läuft über den eigenen Hofladen und die Selbstpflücke von Erdbeeren und Äpfeln, Kirschen und Aronia. Vom Familienbetrieb ging es weiter zum großen Mischkonzern, der Obstland Dürrweitzschen AG, die neben der Landwirtschaft auch in den Bereichen Handwerk und Dienstleistungen tätig ist. Bereits seit Anfang der 1990er Jahre vermarktet die AG Früchte und Säfte aus der Region unter der Marke ´Sachsenobst`. 85 % des Obstes machen dabei die Äpfel aus. Außerdem angebaut werden Birnen, Süß- und Sauerkirschen, Weiße, Rote und Schwarze Johannisbeeren, Himbeeren, Erdbeeren und Pflaumen – ca. 40.000 t pro Jahr. Fruchtsäfte und -weine werden ausschließlich aus eigenem Obst erzeugt. Seit 2006 gibt es außerdem Haselnüsse. Hier gab es für die Gruppe ein Mittagessen in der Plantage.
Tag 4 :
Nach drei Tagen voll fachbezogener Informationen gab es zum Abschluss noch ein bisschen Kultur. Die Gruppe besichtigte die Albrechtsburg in Meißen, den ersten Schlossbau Deutschlands. Ein gelungener Abschluss einer interessanten Reise! Es war schön mit Euch.
Wir bedanken uns ganz herzlich für die finanzielle Unterstützung durch die LBAG Schmalenbrücke e.G.